Mittwoch, 08 April 2020 14:33

Exponat des Monats April

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In die Schüssel wurde die Milch eingefüllt, die Kurbel möglichst gleichmäßig gedreht und in der „Schleuder“ getrennt. Aus dem oberen Spender kam der leichtere Rahm, durch den unteren die abgesahnte Milch. In die Schüssel wurde die Milch eingefüllt, die Kurbel möglichst gleichmäßig gedreht und in der „Schleuder“ getrennt. Aus dem oberen Spender kam der leichtere Rahm, durch den unteren die abgesahnte Milch. Beate Bickel

Als jeder noch seine eigene Kuh im Stall hatte

Von Beate Bickel


Rund 70 Jahre alt ist das Gerät, das wir in diesem Monat vorstellen wollen. Es stammt aus einer Zeit, als viele Haushalte sich in großen Teilen noch selbst mit Nahrungsmitteln versorgten: Eine kleine Milchzentrifuge für Handbetrieb der Firma Westfalia in Oelde vermutlich aus den 1950er Jahren.

Sie war gedacht für Familien, die eine kleine Nebenerwerbslandwirtschaft betrieben, mit vielleicht einer Kuh, ein paar Ziegen oder Schafen. Größere landwirtschaftiche Betriebe nutzten entsprechend größere Separatoren, manchmal handbetrieben oder auch mit Elektromotor. Sie lieferten den Großteil ihrer Milch an Molkereien, die jegliche weitere Verarbeitung übernahmen.
Kleine Zentrifugen wie die Westfalia GA 50, – mit ihr konnte man 50 Liter Milch in der Stunde separieren, - gewannen vor allem in Notzeiten wie nach dem 2. Weltkrieg noch einmal an Bedeutung: Als die Menschen auf Selbstversorgung angewiesen waren. Denn neu war das Verfahren keineswegs. Milchzentrifugen kamen um 1900 auf und verbreiteten sich rasch. Bereits in den 1920er Jahre gehörten sie zu den am weitesten verbreiteten technischen Hilfsgeräten in der Landwirtschaft: 1925 waren schon 1,4 Millionen Geräte für den Handbetrieb im Einsatz. Mit ihrer Erfindung war die Milchverarbeitung revolutioniert worden.
Bevor die Milchseparatoren aufkamen und es auch noch keine Molkereien gab, war es notwendig gewesen, die Milch so schnell wie möglich weiterzuverarbeiten, meist zu Butter. Dafür musste zunächst der Rahm von der Milch getrennt werden - eine typische Frauenarbeit. Die Frauen füllten die Milch in spezielle Gefäße und ließen sie einige Tage stehen bis sie sauer war. Der leichtere Rahm setzte sich oben ab und konnte abgeschöpft werden. Gefahr bei dieser Methode war es, dass die Milch mehrere Tage stehen musste und sie dadurch leicht verderben konnte.
Mit den neuen Geräten wurde dieser Arbeitsschritt entschieden verkürzt. Die Milch wurde oben in die Schüssel eingefüllt, der Separator mittels Handkurbel in Bewegung gebracht, die Milch lief hinein und wurde in einer Art Schleuder in ihre Bestandteile getrennt. Dabei war es wichtig, die Kurbel in gleichmäßigem Rhythmus zu drehen. Zur Kontrolle waren die meisten Zentrifugen mit einer Klingel ausgestattet. Der leichtere Rahm lief durch den oberen Spender in das darunter stehende Gefäß, die leichtere abgesahnte Milch durch den unteren. Die so gewonnene Milch ging direkt in den Verkauf oder wurde für den Eigenbedarf verbraucht, der Rahm wurde gesammelt und wenn eine genügende Menge zusammen gekommen war, zu Butter weiterverarbeitet.


Bis einschließlich 20. April bleibt das Museum leider geschlossen.
Nähere Informationen: Tel.: 05692/992431, www.Regionalmuseum-Wolfhager-Land.de

Gelesen 5269 mal Letzte Änderung am Mittwoch, 08 April 2020 14:43

Veranstaltungen

 

--Veranstaltungen 2024--

 

Sonntag, 10. März, 15 Uhr 

Erzählcafé

Zum Thema: Magie und Aberglaube im Wolfhager Land

Eintritt frei!

 

Donnerstag, 25. April, 18 Uhr Ausstellungseröffnung

bis Sonntag, 21. Juli

Ausstellung

Sonderausstellung: Magie und Aberglaube im Mittelalter 

Einführung in die Ausstellung: Beate Bickel M. A.

Musikalische Begleitung: Korydwenn

 

 

Sonntag, 19. Mai, 14-17 Uhr

Familientag

Internationaler Museumstag

14 Uhr: Mittelalterlicher Bogenbau mit Michael Stiller, Ippinghausen 

16 Uhr: Barbara Rüffert erzählt Märchen

Selbstgebackener Kuchen, Kaffee und gekühlte Getränke und gute Laune

Eintritt frei!

 

Donnerstag, 13. Juni, 19 Uhr

Vortrag / Lesung / Gespräch - Himmel hilf!

Vortrag: Dr. Tillmann Bendikowski, Hamburg: Himmel hilf! Warum wir Halt in übernatürlichen Kräften suchen

(gemeinsam mit der Buchhandlung Mander)

Eintritt 5 Euro, SchülerInnen und Studierende frei

 

Anfang Juli

Ausstellung

Ausstellung von Schülerarbeiten, Wahlunterricht Kunst Klasse 10 der Walter-Lübcke-Schule mit Karin Balkenhol

 

Donnerstag, 12. September, 19 Uhr

Vortrag - Die große Welt im kleinen Format

Prof. Dr. Sabine Thümmler, Berlin: Die große Welt im kleinen Format. Möbelstile in Wolfhager Puppenstuben zwischen Historismus und Neuer Sachlichkeit.

Eintritt 3 Euro, Mitglieder des Museumsvereins, SchülerInnen und Studierende frei

 

Sonntag, 6. Oktober, 15 Uhr-16.30 Uhr

Musik

Mittelalterliche Musik mit Korydwenn, Ippinghausen

Einritt frei, Spenden erbeten!

 

 

 
Der Eintritt ist für alle Veranstaltungen frei für Mitglieder des Museumsvereins, Schüler/innen und Studierende.
 
Unser Dank für freundliche Unterstützung gilt der Kasseler Sparkasse, der VHS Region Kassel, dem Hess. Museumverband und der Kulturstiftung des Landkreises Kassel.