Donnerstag, 12 März 2020 11:25

Exponat des Monats März 2020

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Grabplatte Ludig IV. von Thüringen Grabplatte Ludig IV. von Thüringen Beate Bickel

Grabmal des Landgrafen Ludwig IV. von Thüringen                            

von Bernd Klinkhardt

Im „Ludowingerraum“ des Regionalmuseums Wolfhager Land wird an Hand von Fotos, des „Ludowingerbuchs“ (52-Text und Bildtafeln) und einer Stammbaumtafel die bedeutende Rolle der Thüringer Landgrafen aus dem Adelsgeschlecht der Ludowinger im Hochmittelalter (11.-13. Jh.) auf der Reichsebene, auf der Landesebene, bei der Heidenmission und Kreuzzugsbeteiligung und nicht zuletzt auch als Stadtgründer und Stadtherren von Wolfhagen veranschaulicht.

Das einzige mittelalterliche Ausstellungsobjekt ist die Replik einer Grabplatte des Landgrafen Ludwig IV. (Regentschaft 1217-1227). 1997 war es dem Museum gelungen, die Kopie einer vom Marburger Universitätsmuseum an die Neuenburg/Unstrut abgegebenen Replik nach Wolfhagen zu holen. Landgraf Ludwig IV. galt zu jener Zeit vor allem bei der damaligen Museumsleitung als Gründer der Stadt Wolfhagen.
Die aus Sandsteinmehl gefertigte zentnerschwere im unteren Drittel stark verwitterte Grabplatte (215 cm x 99 cm x 19 cm) zeigt in annähernder Realgröße den auf dem Kreuzzugsweg ins Heilige Land an einer im Kreuzzugsheer ausgebrochenen Seuche im Alter von 27 Jahren verstorbenen Landgraf in einem offenen Sarg liegend. Die im Urzeigersinn von links oben nach rechts zu lesende zum Teil verwitterte Inschrift auf dem Rand des Grabplattenreliefs lautet übersetzt: Am 11.September 1227 verstarb Landgraf Ludwig in Otranto/Apulien (Süditalien, der Autor). Er war glücklich verheiratet mit Elisabeth. Er liegt hier begraben.
Die figürliche Darstellung des Landgrafen entspricht nicht dem natürlichen Vorbild, vielmehr schuf der Steinmetz ein idealisiertes Herrscherbild. Sein Haupt mit dem langen Haar als Ausdruck der Herrscherwürde ruht auf einem Kopfkissen. Neben der auf der rechten Schulter befestigten Toga prangt in Brusthöhe auf dem Totenhemd die Jakobsmuschel als Zeichen der Pilger und Kreuzfahrer. Sie bezieht sich auf den heiligen Jakob als deren Schutzpatron. Die leicht abgewinkelte Hand drückt linksseitig das Schwert und den Schild an die Hüfte. Die rechte Hand scheint in den Gürtel zu greifen. Auf dem Schild ist ein Löwe als Wappentier abgebildet, das Symbol der Macht und Herrschaft des Landgrafen. Das heutige hessische Wappen mit dem Löwen erinnert noch an die einstige Verbindung Hessens und Thüringen in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts.
Die Grablege der Ludowinger befand sich in ihrem Hauskloster in Reinhardsbrunn in der Nähe der Schauenburg bei Friedrichroda/Thüringen.1228 ließ Ludwigs Ehefrau die Gebeine Ihres Ehemanns im Familiengrab in Reinhardsbrunn beisetzen. Nach einem Brand der Klosterkirche 1292 ließen vermutlich die Äbte des Klosters um 1320 und nach 1350 acht neue (posthume) Grabplatten für Verstorbene der Lodowingerdynastie, darunter die von Ludwig IV., zur Erinnerung und Dokumentation für das ausgestorbene Ludowingergeschlecht als Gründer und Schutzherren des Klosters anfertigen.
Nach dem Verfall des Klosters zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurden die Grabplatten restauriert und anderen Orts vorübergehend zwischengelagert und nicht immer wetterfest aufgestellt.1874 verbrachte man die erneut restaurierten Grabplatten in die Schlosskapelle des zum neugotischen Landschloss umgebauten einstigen Klostergebäudes. Nach Umbau des Schlosses zum Hotel 1952 erhielten die Grabplatten ihren bis heute gültigen Standort in der Georgenkirche in Eisenach. Ein Grund dafür dürfte gewesen sein, dass Ludwig IV. hier einst zum Ritter geschlagen und 1221 mit Elisabeth, der Tochter des ungarischen Königs Andreas II., verheiratet wurde.
Lange Zeit stand die historische Beurteilung Ludwigs IV. im Schatten seiner Ehefrau, der berühmten Heiligen Elisabeth von Thüringen. Obwohl formal nie heiliggesprochen, verehrte man ihn in Deutschland auch als Heiligen. Erst im 19. Jahrhundert wurde seine eigenständige machtvolle Politik und Herrschaft wahrgenommen. Er brachte Thüringen stabile Friedensverhältnisse und konnte seine Herrschaftsposition im Reich sichern. Er war einer der mächtigsten Reichsfürsten. Ludwig IV. handelte stets im Einklang mit dem staufischen König und Kaiser Friedrich II., in dessen diplomatischen Dienst er oft tätig war. Mit Kriegen und Diplomatie bemühte er sich, sein Territorium im Westen (Hessen) und im Osten (Sachsen) zu erweitern. Burgenbau und Stadtgründungen dienten dabei als Mittel der Herrschaftssicherung. Die älteren und heutigen Historiker sahen bzw. sehen ihn nicht als den Stadtgründer von Wolfhagen an.    



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Veranstaltungen

 

--Veranstaltungen 2024--

Donnerstag, 25. April, 18 Uhr Ausstellungseröffnung

bis Sonntag, 21. Juli

Ausstellung

Magie und Aberglaube im Mittelalter mit regionalem Schwerpunkt

Musikalische Begleitung: Korydwenn

 

Samstag, 27. April, 19 Uhr

Autorenlesung

Detlef Günter Thiel präsentiert sein Buch "Hans Staden - Seine Seele - Meine Seele".

Eintritt frei!

 

Sonntag, 19. Mai, 14-17 Uhr

Familientag

Internationaler Museumstag

14 Uhr: Mittelalterlicher Bogenbau mit Michael Stiller, Ippinghausen 

16 Uhr: Barbara Rüffert erzählt Märchen

Selbstgebackener Kuchen, Kaffee und gekühlte Getränke und gute Laune

Eintritt frei!

 

Donnerstag, 13. Juni, 19 Uhr

Vortrag / Lesung / Gespräch - Himmel hilf!

Vortrag: Dr. Tillmann Bendikowski, Hamburg: Himmel hilf! Warum wir Halt in übernatürlichen Kräften suchen

(gemeinsam mit der Buchhandlung Mander)

Eintritt 5 Euro, SchülerInnen und Studierende frei

 

Anfang Juli

Ausstellung

Ausstellung von Schülerarbeiten, Wahlunterricht Kunst Klasse 10 der Walter-Lübcke-Schule mit Karin Balkenhol

 

Donnerstag, 12. September, 19 Uhr

Vortrag - Die große Welt im kleinen Format

Prof. Dr. Sabine Thümmler, Berlin: Die große Welt im kleinen Format. Möbelstile in Wolfhager Puppenstuben zwischen Historismus und Neuer Sachlichkeit.

Eintritt 3 Euro, Mitglieder des Museumsvereins, SchülerInnen und Studierende frei

 

Sonntag, 6. Oktober, 15 Uhr-16.30 Uhr

Musik

Mittelalterliche Musik mit Korydwenn, Ippinghausen

Einritt frei, Spenden erbeten!

 

Sonntag, 10. März, 15 Uhr 

Erzählcafé

Zum Thema: Magie und Aberglaube im Wolfhager Land

Eintritt frei!

 

 

 

 
Der Eintritt ist für alle Veranstaltungen frei für Mitglieder des Museumsvereins, Schüler/innen und Studierende.
 
Unser Dank für freundliche Unterstützung gilt der Kasseler Sparkasse, der VHS Region Kassel, dem Hess. Museumverband und der Kulturstiftung des Landkreises Kassel.