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Donnerstag, 08 Februar 2024 10:55

Exponat des Monats Februar 2024

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Dachziegel aus dem 17. und 18. Jahrhundert mit von Hand eingeritzten Ornamenten Dachziegel aus dem 17. und 18. Jahrhundert mit von Hand eingeritzten Ornamenten Norbert Müller

Feierabendziegel

von Beate Bickel

Für uns ist es selbstverständlich, ein mit Ziegeln gedecktes Dach über dem Kopf zu haben. Die Auswahl an Typen ist enorm, ein einzelner Händler bietet an die 1000 unterschiedliche Sorten an.

Dachziegel gibt es nach wie vor aus Ton, aber auch aus Beton, die Betondachsteine. Man kann sie in den unterschiedlichsten Farben bestellen -  anthrazit, blau, braun, schwarz, grün, grau oder rot – und in unterschiedlichen Ausführungen – engobiert, gebürstet, natur, glasiert oder geflammt.
Feierabendziegel dagegen, werden nicht mehr hergestellt. Diese besonderen Dachziegel sind zu begehrten Sammlerobjekten geworden. Sie weisen schmückende Ornamente, Zeichen, Zahlen oder Texte auf. Manchen werden schützende oder glückbringende Fähigkeiten zugeschrieben.
In unserem Museum kann man eine schöne Auswahl an Feierabendziegeln bewundern. Sie gehören in eine Zeit, in der es noch keine maschinelle Produktion gab, nicht einmal für Massenware. Jedes einzelne Exemplar musste von den Handwerkern tatsächlich in Handarbeit gefertigt werden. Abgerechnet wurde nach Stückzahl. Die Feierabendziegel entstanden am Ende eines Tagewerkes oder mit Abschluss eines Auftrages. Die Arbeiter ritzten mit dem Finger, einem Kamm oder einem anderen spitzen Gegenstand Ornamente, Jahreszahlen, Zeichen oder auch Texte in die noch ungebrannten Ziegel.
Man unterscheidet verschiedene Typen: Schutzziegel, Inschriftenziegel und Zähl- oder Dokumentationsziegel.
Schutzziegel sind mit symbolträchtigen Ritzungen versehen. Ein Beispiel in unserem Museum ist eine Wolfhager S-Pfanne. Sie ist mit einem Lebensbaum und der Jahreszahl 1738 geschmückt. Der Lebensbaum steht für ewiges Leben, Fruchtbarkeit, Heilung, Wachstum, Entwicklung: Dinge, die sich der Bewohner des zu deckenden Hauses vielleicht gewünscht hatte. Ein Inschriftenziegel im Museum stammt aus dem Wolfhager Haus Burgstraße 39. Hier wurde die Bezeichnung Wolfhagen und die Jahreszahl 1760 eingeritzt. Aus dem Jahr 1661 stammt ein Dokumentarziegel. Hier sind außer der Jahreszahl die Initialen JVC und eine Stückzahl (?) F 8000 eingeritzt.

Weitere Informationen:  Regionalmuseum Wolfhager Land, 05692/992431, www.regionalmuseum-wolfhager-land.de
Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung.

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